Culmann-Ausstellung auf YouTube

OTFRIED H. CULMANN
Malerei – Grafik – Objekte

Ausstellungsdauer: 27. März bis 17. April 2011, Öffnungszeiten: Sa 15 bis 17 Uhr und So 11 bis 17 Uhr
Ausstellungsort: ZEHNTHAUS, Ludwigstr. 28 76751 Jockgrim (Südpfalz, bei Wörth und Kandel). Tel. 07271-52138. 

Weitere Informationen: www.zehnthaus.de

Kreisvolkshochschule und Kuratorium für Kunst- und Denkmalpflege mit freundlicher Unterstützung der Sparkasse Germersheim-Kandel
 

„DIE RHEINPFALZ": Phantastische Welten

Der Pfälzer Surrealist Otfried Culmann stellt seine Werke im Zehnthaus in Jockgrim aus. Neben Bildern sind auch dreidimensionale Arbeiten und mechanische Objekte des Künstlers aus Billigheim zu sehen.

Die Phantasie, wie kann sie beflügeln und befreien, verwirren und verführen, neue Welten schaffen oder gewohnte Bilder zum Wanken bringen. Dieser geistigen Macht hat sich auch der Maler Otfried Culmann aus Billigheim unterworfen, der sich in seiner Kunst gänzlich dem neuen konstruktiven Surrealismus verschrieben hat. Seine Bild-Motive erinnern an mediterrane oder antike Landschaften, an Gaukler-Leben und Jahrmarktnostalgie. Die einzelnen Elemente in seinen konstruierten Kompositionen stehen scheinbar unzusammenhängend nebeneinander, Tiere, Menschen, Fabelwesen und real unbewohnbare Gebäude ergänzen rudimentäre Landschaften. In den realen, klaren Räumen des Zehnthauses sind sie derzeit versammelt, der „Landeplatz", ein „Turm mit Rampen" oder ein „Vierfaches Wohnlabyrinth". Bäume in sattem Grün, zu verspielten Voluten verformt, Häuser, deren Perspektive entgegen üblicher Sehgewohnheiten den Fluchtpunkt nach vorne verlagert ist, Verheißungs-Brunnen und Geschöpfe, nicht Mensch, nicht Tier, sie alle sind aus der Phantasiewelt im Kopf des Künstlers durch Farbe sichtbar geworden. Aber welche Farbtöne leuchten, quietschen schrill aus dem Bild? Rosa, zitronengelb, giftgrün, lila, alles ist bunt, fast aufdringlich grell. Wie Marionetten wirken die Figuren in Culmanns Bildern, so, als seien sie Prototypen für Magier, Engel, Wahrsagerinnen. Neben seinen opulenten Gemälden im „klassischen" zweidimensionalen Format spielt der in Billigheim lebende Surrealist auch mit der dritten Dimension. In einem ersten Schritt weg von der schlichten Ebene lagert Culmann Glasplatten über das Basisbild. Dessen Motive werden von ihm fortgeführt, auf das Glas und Dank seiner Durchsichtigkeit auch gedanklich in den Raum des Betrachters hinein.

Eine freudige Entdeckung für den menschlichen Spieltrieb sind seine mechanischen Objekte. Viele Rädchen und Scheiben sind vom Künstler so miteinander verbunden, dass beim Drehen einer kleinen Kurbel der ganze Apparat zum Leben erweckt wird. Stille, starre Bilder bewegen sich, werden fast lebendig. Eine Steigerung der manuell zu drehenden Objekte ist der mehrteilige „Musik"-Automat, aus dem sphärische Töne erklingen, die in die Zeit der alten Karussells mit ihrer eigenen Jahrmarktsorgel erinnern. Obskur, gruselig, schaurig schön sind die „Sammelkästen" des phantastischen Malers. Neben einem beinahe magischen Auge stehen in kunstvollen Holzkästchen und kleinsten Vitrinen filigran bemalte Eier. In einem anderen Objekt wird ein Totenschädel von maroden Alltags-Funden eingerahmt, wie ein sehr persönlicher Schrein mit einem tiefen Geheimnis.
Neben all diesen Absonderlichkeiten und Phantastereien, neben unzähligen, wie Culmann sie selbst nennt, „Culmannisationspunkten", gibt es sogar so was ein Stückchen Heimat zu entdecken. Dort, wo der Maler zu beinahe realistisch dargestellten Fachwerkgebäuden und alten Scheunen, wie könnte es anders ein, erneut nicht-irdische Wesen gruppiert, sie zusammen mit dem gewillten Betrachter auf eine gedankliche Phantasiereise schickt.