Labyrinthe verzichtet auf Dalis Erbe!

SITUATIONSBERICHT ZUR PHANTASTISCHEN KUNST

 „...wohin fährt der Zug?“ oder „LABYRINTHE verzichtet auf Dalis Erbe!“

Nachdem sich LABYRINTHE bisher mit Kommentaren zu den Aktivitäten von „Dalis Eben“ zurückgehalten hat, erscheint es an der Zeit, hierzu Stellung zu beziehen, deren Ursache einerseits bestimmte Vorgänge sind, andererseits uns auch immer wieder Anfragen von Phantasten erreichen, warum LABYRINTHE und „Dalis Erben“ nicht zusammenarbeiten, bez.  verschiedene Wege gehen:

Es muss immer wieder daran erinnert werden, dass wir ab 1994 in Rolandseck im Verbund von über 50 Teilnehmern aus allen Sparten der Kunst, Literatur bis hin zur Politik, mit den namhaftesten Phantasten aus verschiedenen Ländern, eine Sache für die Phantastische Kunst angeschoben und ein Netzwerk errichtet haben, wie es dies bisher in Deutschland noch nicht gegeben hat.

Man kann sagen, dass das Buch „Neo-Manierismus“ (und der nicht veröffentlichte 2. Teil) von Gustav René Hocke schon ein literarischer Zusammenschluss Phantastischer Künstler bedeutete.

Ein Interesse an einer Vereinigung der Phantasten hatten auch die Schriftsteller Michael Ende und Volker Kinius (Michael und Edgar Ende-Institut), die leider viel zu früh verstarben, um selbst aktiv werden zu können. „Michael Ende sah die Phantasie bedroht durch Kräfte der Entzauberung – Kräfte der funktionalen Weltsicht, welche Phantasie töten und Reisen nach Phantásien zu verhindern suchen“ (Roman Hocke)

Wir verstanden das auch als eine Verpflichtung gegenüber älteren oder verstorbenen Phantasten, den Klassikern, die Fackel der Phantasie weiter zu tragen und ihr Werk in das Bewusstsein der Öffentlichkeit zu bringen, zumal es bisher kein Museum gibt, das sich ausschließlich mit der Aufarbeitung und Präsentation der Phantastischen Kunst befasst.

Wegen persönlichen Gründen konnte die Vorsitzende Rosemarie Bassi, die entscheidend zum Erfolg dieser Bewegung beitrug und wichtige Ausstellungen und Veranstaltungen in ihrer „Galerie Villa Rolandseck“ im „Zentrum der Phantastischen Künste“ ausrichtete, diese Aktivitäten nicht mehr weiter organisieren, weshalb Roman Hocke, Heike Jahnz und ich unter dem Namen „LABYRINTHE – Gesellschaft für phantastische und visionäre Künste e.V.“ München – Rom, die Leitung dieser Vereinigung übernahmen.        

Während von mir 1998 die internationale Ausstellung „Der Faden der Ariadne – phantastische und visionäre Kunst“ im Kulturzentrum HERRENHOF Neustadt mit der Unterstützung des SWF, Ev. Akademie und der Kulturstiftung von Rheinland-Pfalz organisiert wurde, wurden die weiteren LABYRINTHE-Ausstellungen in hervorragender Weise von Heike Jahnz und Michael Maschka im Schloß Honhardt und in Berlin bei „Fantastische Welten“ 2005 in der Zitadelle-Spandau weiter geführt.

Hierzu muss immer wieder  gesagt werden, dass wir keine eigenen Ausstellungsräume haben und die Mitglieder des Vorstands von LABYRINTHE nur Ausstellungen organisieren können, wenn diese im Rahmen ihrer persönlichen Möglichkeiten liegen, da diese selbst mit dem Beruf, eigenen Ausstellungen, Familie usw. beschäftigt sind. Deshalb war und ist auch jeder Phantast der mit uns verbunden ist, aufgerufen, die Ausstellungen von LABYRINTHE weiter zu organisieren.

Erfreulicherweise hatten in dieser Hinsicht auch Margit und Ludwig Angerer eine Phantastenausstellung in Bayern in Aussicht gestellt, sodass wir davon ausgingen, dass diese großartige Idee der Solarität der Phantasten im Verbund von LABYRINTHE eine positive Weiterführung erfährt. Ludwig Angerer war bei wichtigen Tagungen der Phantasten in Rolandseck, bei der Gründung von LABYRINTHE auf Schloß Honhardt, bei der internationalen Ausstellung „Der Faden der Ariadne“ vertreten und wir fühlten uns mit ihm als Phantast solidarisch, er erhielt alle uns zur Verfügung stehenden Informationen aus dem Bereich der Phant. Kunst und wurde immer zu unseren Aktivitäten miteinbezogen.

Ausstellung „Dalis Erben“

2002  wurde von uns der in Südfrankreich lebende Dali-Interpret Roger Erasmy nach Paris zur internationalen Phantastenausstellung „Parfums de femmes“ und zum Phantastentreffen eingeladen, worüber wir auch Ludwig Angerer informierten, der sich daran beteiligte.

Dies beflügelte Roger Erasmy dazu, 2004 in Lyon eine Phantastenausstellung unter dem Titel „Dalis Erben“ zum 100. Geburtstag von Dali zu organisieren, was Ludwig Angerer dazu inspirierte, die Dali-Mythologie von Roger Erasmy mit Dali-Waggon als Dali-Erbe zu übernehmen und diese im Hopfenmuseum in Wolnzach in Bayern auffahren zu lassen. Hierzu rief Erasmy „eine Schlacht gegen die ganze Moderne Kunst“ in Wolnzach aus.

Es wäre für LABYRINTHE und die Phantastische Kunst weit wichtiger gewesen, wenn Ludwig Angerer den von uns erarbeiteten Weg der Ausstellungen unter der Konzeption wie: „Phantastische Kunst und die Mythologie des Salvador Dali“ oder neutralerem Titel weitergeführt und er hierbei  on uns jegliche Unterstützung bekommen hätte.

Aus Solidarität zu ihm und zu den Phantasten hatten wir unsere Teilnahme trotzdem zugesagt, als einmalige Geste der Verehrung von Dali, einem grandiosen Phantasten zum 100. Geburtstag, bei dem ich 1969 und 1970 mehrfach in Cadaques gewesen bin. Dalis künstlerische und menschliche Seite sind zwei vollkommen verschiedene Sachverhalte!

Nur, als man nach unserer Zusage den von Erasmy verfassten „Appell von Lyon“ nachschob, den wir unbedingt unterschreiben bez. dem zustimmen sollten, ging es plötzlich nicht mehr um Solidarität und Inhalte, sondern das Stück Papier. Es wurde gar zum „DOGMA“ von „Dalis Erben“ erhoben!

Nachdem sich verschiedene Phantasten äußerst kritisch gegenüber dem Appell geäußert hatten, rief LABYRINTHE per Internet den Diskussionskreis „Philosophie“ ein, der schon bei der Tagung der Phantasten in Rolandeck, als Aktionspunkt aufgezeichnet war (an der sich auch Ludwig Angerer beteiligte). Dieser nahm sich der kritischen Analyse des Textes an, mit dem Ergebnis, dass in dem dilettantisch verfassten Text nicht nur die Begriffe und Formulierungen nicht stimmten, sondern, dass der Zyniker, skrupellose Opportunist, Franco-Freund und Extremegozentriker Dali dann auch die Galionsfigur eines „neuen Humanismus“, sein sollte! Eine eklatante Geschichts- und Faktenfälschung!

Da LABYRINTHE schon lange ein von Roman Hocke und mir verfasstes ausführliches und hervorragendes Manifest hat, welches alle Phantasten einschloss und nicht durch Dali-Erbschaften und Dali-Personenkult ausschloss, machten wir den diplomatischen Vorschlag das Manifest von LABYRINTHE für diese Ausstellung zu übernehmen, worauf von „Dalis Erben“ überhaupt keine Reaktion erfolgte!

Inzwischen erreichten uns wütende Nachrichten aus Frankreich, wo Phantasten ihre Unterschrift unter dem „Appell von Lyon“ zurückzogen, nachdem sie den Unsinn in dem Traktat erkannt hatten. Außerdem hatte Roger Erasmy die mit ihm verabredete Phantastenausstellung im Rathaus von Paris mit der Ankündigung gesprengt, dass er (trotz des Protestes der Künstler) mit der in Frankreich berühmten Sexbombe Marlene Morreau zur Vernissage erscheinen werde, welche die dalinischen, körperlichen Idealmaße besitzen würde. Die Empörung der französischen Phantasten über diesen albernen Werbegag, war so groß, dass diese ihre Bilder zurückzogen und die Ausstellung umgehend abgesagt wurde. Der Schaden für die Phantastische Kunst war dort gravierend!

Erasmy beklagte sich dann über die „fehlende Solidarität“, was doch damit zusammen hing, dass er sowohl in Paris wie in Wolnzach die Künstler mit seinen eigenmächtig vorgenommenen, „kuriosen“ Aktivitäten konfrontierte, bez. zu überrollen versuchte und wobei penetranterweise Dali, immer wieder Dali, im Mittelpunkt stehen muss.

Anstatt einer Diskussion über den „Appells von Lyon“ erhielten wir von Erasmy nur ein Pamphlet mit Beschimpfungen. Man hätte davon ausgehen können, dass zumindest Ludwig Angerer, mit dem wir jahrelang zusammenarbeiteten, unsere Bedenken ernst und den Versuch unternimmt, einen Ausgleich bez. eine Lösung zu finden, zumal er von uns eingehend beschworen wurde, den Appell entweder zu ändern, oder besser ganz weg zu lassen. Man hatte eher den Eindruck, als ginge es hier nicht um die Phantastische Kunst, sondern um einen Kampfsturmtrupp gegen die ganze Moderne Kunst, mit Dali als Rammbock.

Was uns ziemlich betroffen machte war, dass er uns nicht einen Millimeter entgegen kam, bez. nicht einmal zu diskutieren versuchte und sein einziger Kommentar in einigen emotionalen Sätzen bestand, die alles andere als zu einem besseren Verständnis beitrugen.

Schwer vergessen kann man bei diesem Vorgang auch, dass es die Organisatoren damals so machten, als wäre der „Appell von Lyon“ der unausweichliche solidarische Schwur der dalinischen-phantastischen Tafelrunde, über den ein Phantast nur durch den Dali-Waggon in die Ausstellung kommt. Inzwischen scheint Ludwig Angerer unsere berechtigte Kritik an dem Appell eingesehen zu haben, oder man will nicht noch weitere Phantasten verprellen, denn wie man uns berichtet hat, ist nun kein „Rütli-Schwur“ bei der Teilnahme bei „Dalis Erben“ nötig.

Fakt ist, dass wir von diesem Zeitpunkt keine Informationen von Ludwig Angerer und Erasmy erhalten hatten. Als ich bei Phantasten von „Dalis Erben“ nach Informationen für die LABYRINTHE-Info anfragte, bekam ich die Antwort, dass ich „das nur als Munition gegen Dalis Erben verwenden würde“, so als hätte ich sonst nichts anderes zu tun, als einer verlorenen, sagenhaften Erbschaft nachzuweinen. Die Situation wurde noch absurder, als ich im Oktober 2006 ein empörtes Protestschreiben von Roger Erasmy erhielt, indem er mich beschuldigte, ganz bewusst und böswillig Informationen von „Dalis Erben“ zu unterschlagen, die ich eigentlich von Ludwig Angerer erhalten haben müsste. Um es nochmals deutlich zu machen: die einen gaben LABYRINTHE keine Informationen, von den anderen kamen keine Informationen und der Dritte beklagte sich, weil LABYRINTHE die nicht erhaltenen  Informationen nicht versendet hatte.

Nachdem ich Ludwig Angerer wegen der Klage von Erasmy und der nicht erhaltenen Infos angeschrieben hatte, kamen immerhin einige versöhnliche Zeilen, dass er sich immer noch „mit LABYRINTHE sehr verbunden fühle“, und wir „die gleichen Ziele hätten“. Einmal davon abgesehen, dass er weiter von uns Infos erhielt, aber wir auch weiterhin von ihm keine Informationen bekamen und wir auf Verbundenheitsgefühle (die kein aktives Engagement bei LABYRINTHE bedeuten) leicht verzichten können, setzt LABYRINTHE ganz andere Schwerpunkte und hat ein ganz anderes Ziel!

Die Problematik besteht darin, dass hier zwei vollkommen konträre Wege beschritten werden:

Konzeption von „Dalis Erben“

„Dalis Erben“ sind schon durch den Namen „Dali“, als ideologischer Erblasser und Ausstellungs-Werbe-Lokomotive festgelegt, der vom Glanz seines Ruhmes den ausstellenden Künstlern einen Strahl abgeben soll. Hierbei spielen Dali-Bilder, Dali-Devotionalien, Dali-Vorträge, Ausstellungseröffnungen mit Oktoberfestcharakter und ein Waggon, der auf dem Dali-Bild „Der Bahnhof von Perpignan“ gemalt ist, eine entscheidende Rolle. Dali hatte selbst geschrieben, dass „der Bahnhof von Perpignan für mich seit Jahren die Quelle der Erleuchtung, eine Kathedrale der Eingebung ist“ und  je näher er mit dem Zug „ Lyon kommt immer geringer wird“. Dies ist nachzulesen in dem Buch „S. Dali – Meine Leidenschaften“, das mir Dali 1969 persönlich signiert hat. Das heißt nicht nur, dass in Lyon jegliche „Erleuchtung“ und „Eingebung“ verschwunden ist, sondern dass das „Zentrum des dalinischen Universums“ im Bahnhof von Perpignan liegt und nicht wie der Dali-Adept Roger Erasmy uns glauben machen will, in diesem alten, leeren Güterwaggon, denn man zu den Ausstellungen von „Dalis Erben“ schleppt und worüber Dali nicht eine Silbe gesagt und geschrieben hat!

Durch Roger Erasmy, der sich selbst als Dali-Inkarnation sieht (siehe www.erasmy-dali.com ), werden in Le Mont-Dore, Frankreich, ebenfalls Ausstellungen von „Dalis Erben“ rund um Dalis-Apokalypse mit Themenvorgabe veranstaltet, wie nun auch von „Dalis Erben“ Wanderausstellungen stattfinden. Das Engagement der Stadt Le Mont-Dore für diese Aktivitäten, ist in Hinblick zur Bereicherung des Kulturprogramms im Rahmen der Fremdenverkehrswerbung zu sehen. Die uns von Mont-Dore hierzu erreichten Info-eMails, hatten eher die Prosa von Werbezettel über Kaffeefahrten.

Aber auch in Frankreich ist ein deutlicher Kontrast zwischen diesen Ausstellungsaktivitäten und der von Lukas Kandl organisierte Phantastengruppe „Libellute – Les Anges annoncent la renaissance du Realisme Magique“ festzustellen, deren Wanderausstellung durch Frankreich im Grand Palais in Paris gestartet wurde und einen bedeutenden Beitrag bei der Öffentlichkeitsarbeit für die Phantastische Kunst leistet!

Einen tieferen philosophischen Hintergrund konnte bei den Veranstaltungen von „Dalis Erben“ nicht erkannt werden, noch liegen uns dazu entsprechende Veröffentlichungen vor. Der Hinweis, dass damit für die Phantastische Kunst geworben werden soll ist zu pauschal, da praktisch jede Kunstausstellung eine Werbeaktion für die am Ort ausgestellte Kunst ist.

2004 hatte ich noch darüber polemisiert, dass „Dalis Erben“ wohl demnächst auch den „großen Phantastenorden aus vergoldetem Blech, mit Eichenlaub und Schwertern, am Hosenband“ verleihen werden und tatsächlich sind unsere Befürchtungen inzwischen eingetreten, da man in Mont-Dore feierlich einen Phantastenpreis austeilt, der so viel wert ist wie ein Karnevalsorden.

Ich selbst war 2006 zur Ausstellung „S.Dali – La Gare de Perpignon“ in Köln ins Museum Ludwig eingeladen, wo eine grandiose und umfassende Ausstellung mit ausführlicher Dokumentation zu diesem Original-Bild stattfand und wo ebenfalls ein Original-Waggon präsentiert wurde. Von diesem Waggon scheint es inzwischen mehrere zu geben! Mit Erstaunen musste ich feststellen, dass „Dalis Erben“ nicht einmal die Hintergründe von Dalis Bild „Der Bahnhof von Perpignan“ kannten, welches das Zentrum ihrer Ausstellung bildete. Ludwig Angerer reagierte gereizt, als ich ihm die hocherotische Bedeutung des Bauernpaares erklärte (wobei ich mich ja auf Dali bezog), sodass man davon ausgehen kann, dass Ludwig Angerer immer noch glaubt, dass das Bauernpaar Kartoffeln ausgräbt, mit Kartoffelsäcken hantiert, der Bauer seine Frau nur von hinten hebt, dass sie nicht in den Schubkarren in die Kartoffeln fällt und beide nach dem Angelus Bratkartoffeln essen.

Dadurch, dass sich diese Phantasten durch ihren Gruppennamen zu einer „Dali Erbschaft“ bekennen, macht man der Phantastischen Kunst einen Bärendienst, weil hierdurch der vollkommen falsche und verheerende Eindruck in der Öffentlichkeit erweckt wird, dass Dali der Vater und Erblasser der ganzen zeitgenössische Phantastische Kunst ist!

So hatte zum Beispiel (neben vielen anderen) Edgar Ende schon vor Dali phantastische Bilder gemalt und viele Phantasten betonen, dass ihr Werk nie etwas mit Dali zu tun hatte. Es wäre geradezu aus historischer und kunstpädagogischer Sicht weit wichtiger, deutlich zu machen, dass die Phantastische Kunst nicht nur einen, sondern viele Väter hat, oder dass viele Phantasten überhaupt keinen künstlerischen Vater oder Großvater benötigen, weil sie ihre Bilder aus der eigenen Vision entwickeln.

Es war schon zur Zeit von Dalis USA-Aufenthalt eine verheerende Entwicklung, weil durch dessen kommerziellen Schaufenster-Spektakel-Surrealismus der Eindruck erweckt wurde, das Dali der einzige surrealistische Maler sei (siehe „Der Surrealismus in den USA“ Werner Spies). „Fragt man nach dem Namen eines Surrealisten, so lautet die Antwort in neuen von zehn Fällen Dali: prägend für dieses – verzerrte – Bild der breiten und komplexen Bewegung des Surrealismus ist also der spanische Künstler, der jedoch in Wirklichkeit nicht mehr war als eine ephemere Randerscheinung dieser Bewegung.“  Arturo Schwarz „DIE SURREALISTEN“ 1990.

Was Erasmy und Angerer in unbesonnenem Dali-Enthusiasmus, mit Hilfe unkritischer Phantasten veranstalten, zementiert nur dieses falsche Bild. Es ist Wasser auf die Mühlen der Gegner der Phantastischen Kunst, welche in den Phantasten Dilettanten sehen, die von Kunsttheorie keine Ahnung haben, die als verschrobene Spinner und Dali-Epigonen jenseits der Welt, am Rande der aktuellen Kunst leben!

Anstatt dem Dali-Personenkult zu huldigen, wäre es im Sinne einer seriösen Aufklärung weit wichtiger, die Klassiker aus unserem Kulturkreis zu nennen wie: Edgar Ende und Max Ernst, Radziwill und Oeltze, Bele Bachen und Fabius von Gugel, Mac Zimmermann und Woldemar Winkler, Edgar Jené und Kubin usw.

Ebenso wichtig ist es, dass die Phantasten heute ihre Position bestimmen, ihre großartigen, imaginären und visionären Bilder in das Feld der heutigen Zeit stellt, dass sie die Hauptperson sind, die in Bilder, Worten und Taten die Richtung angeben und sich nicht in das Schlepptau von Dali, bez. einen Umweg über Dali und seine Erbschaft machen!

Der angestrebte Erfolg heiligt deshalb nicht jedes Mittel!

Es sei daran erinnert, dass bei den Tagungen in Rolandseck (bei denen immer ausführliche Tagungsberichte an die Teilnehmer versendet wurden), darüber gesprochen wurde, dass die Phantasten endlich von den Kleingruppen-Ausstellungen wegkommen und verschiedene Ausstellungszentren der Phantastischen Kunst einrichten sollen, wodurch auch Ausstellungsübernahmen, oder Gemeinschaftsaktionen möglich sind.

 

Konzeption von LABYRINTHE

LABYRINTHE will für die aktuelle Phantastische Kunst werben und hat eine kunsthistorisch und kunstpädagogisch ausgerichtete Konzeption und Präsentation.

Das Werk des Künstlers steht im Mittelpunkt, auch das Werk klassischer Phantasten und Surrealisten, das wieder ins Licht der Öffentlichkeit gebracht werden muss. Hierzu wurden uns auch Werke aus Museen und aus privatem Nachlass übergeben, deren Leihgeber davon ausgehen, dass wir diese in einem entsprechend seriösen Rahmen zeigen.

Die Konzeption der von mir organisierten internationalen Ausstellungen „Der Faden der Ariadne“ und „art-imaginär – phantastische und visionäre Kunst 2007“ wurden von mir mit Roman Hocke, Fritz Hörauf und Gustav Adolf Bähr abgesprochen, dem wir (inklusive seinem Team) die Realisierung dieser sehr aufwändigen Ausstellungen im HERRENHOF Neustadt a.W. verdanken!

So zeigten wir Künstler und ihre architektonischen Weltbilder, in eigens dafür gebauten labyrinthischen Räumen, in dessen Mitte ein Minotaurus stand.

Phantastische Kunst in Bezug zum Manierismus, als Hommage an Prof. G. R. Hocke und Prof. F. S. Würtenberger. Eine Wunderkammer erinnerte an die Kuriositätenkabinette der Renaissance und der Surrealisten.

In Sonderausstellungen präsentieren wir Klassiker der Phantastischen Kunst, wie Edgar Ende, Mac Zimmermann, Joe Hackbarth. Zu den Ausstellungen gibt es Führungen und ein kulturelles Beiprogramm. So hatte der SWF mit unserer Zusammenarbeit die vierstündige Sendung „Phantastische Nacht“ mehrfach gesendet, in der viele phantastische Künstler vorgestellt wurden.

Die „art-imaginär“ soll in zwei- oder drei Jahresintervallen gezeigt und immer neu konzipiert werden, wozu uns inzwischen auch das Kultusministerium seine finanzielle Unterstützung in Aussicht gestellt hat.

Der große Erfolg dieser Ausstellungen besteht u.a. darin, dass wir ein breites Spektrum der Phantastischen Kunst in einer eigens dafür geschaffenen Ausstellungsarchitektur zeigen. Dies ist einzigartig in der Bundesrepublik und darüber hinaus, weshalb auch ein großes Interesse von vielen Phantasten besteht, sich bei diesen internationalen Ausstellungen beteiligen zu können. So sind auch unter den vielen Besuchern Museumsdirektoren, Kunstvereinsleiter, Galeristen und Kunsthistoriker die uns z.B. schrieben: „Die Ausstellung, die Sie zeigen, würde von Umfang und der Qualität her, jedem Landesmuseum alle Ehre machen

Die Dimension dieser Ausstellungen ist auch an der Anzahl der ausgestellten Kunstwerke zu erkennen. So wurden bei der „Ariadne“-Ausstellung fast 350 und bei der „art-imaginär“ 230 Kunstwerke gezeigt. Zur Ausstellung erscheint ein Katalog, mit Essays zur Phantastischen Kunst und Bilder und Texte der ausstellenden Künstler. Ein Dokumentationszentrum der Phantastischen Kunst soll zur Zeit mit unserer Unterstützung in Wien realisiert werden.

Eines der Hauptziele von LABYRINTHE ist die Einrichtung des „Museum der Phantastischen Kunst“, für das schon Pläne vorliegen und dessen Modell inzwischen mehrfach der Öffentlichkeit präsentiert und sehr positiv aufgenommen wurde. Das Modell und die Pläne werden demnächst Ministerpräsident Kurt Beck vorgestellt.

Otfried H. Culmann

 

Nachtrag zu „LABYRINTHE verzichtet auf Dalis Erbe“ oder „Appell an die Phantasten“

Auf den veröffentlichten „Situationsbericht zur Phantastischen Kunst“ erfuhren wir eine breite Zustimmung, wobei Margit Angerer als Organisatorin von „Dalis Erben“ in Bayern bei ihrer Stellungnahme hauptsächlich ihre ausstellungsorganisatorische Leistung ins Feld führte, die lobenswert und bei jeder Ausstellung die Basisarbeit ist. Dies war aber nicht das Thema des Situationsberichtes. Dieser hatte sich mit dem „Appell von Lyon“  und der Ausstellungskonzeption von „Dalis Erben“ und „LABYRINTHE“ auseinander gesetzt.

Überraschenderweise erschien am 18. Mai 08 Roger Erasmy bei der Jubiläumsausstellung von Werner Korb im HERRENHOF-Neustadt um sich des Mikrofons zu bemächtigen, um an gemeinsame Ausstellungen zu erinnern und mir vor dem irritierten Publikum vorzuwerfen, dass ich falsche Informationen und böse Beschimpfungen im Internet über ihn verbreiten würde. Außerdem sei ich ein Querulant und zu einer Zusammenarbeit mit den Phantasten nicht fähig. Der Anlass der Veranstaltung war nicht geeignet auf diese Beschuldigung öffentlich einzugehen, zumal auch das Publikum über die Zusammenhänge nicht informiert war, bez. überhaupt nicht begriff, was Roger Erasmy damit wollte.

Eine objektive Meinung über seine Vorwürfe kann jeder am „Situationsbericht – LABYRINTHE verzichtet auf Dalis Erbe“ überprüfen, auch hat Roger Erasmy bis heute keine gegenteiligen Fakten vorgelegt. Der Vorwurf des Querulantentums ist deshalb absurd, weil wir seit den Treffen der Phantasten in Rolandseck 1994 große, internationale Phantastenausstellungen mit Beiprogramm organisieren und hierbei eine große Zahl klassische und aktuelle Phantasten zeigen. 

Ein konkreter Vorschlag einer Zusammenarbeit von „Dalis Erben“ bez. von Roger Erasmy liegt bisher nicht vor, noch kann bei der augenblicklichen Sachlage eine Möglichkeit einer Zusammenarbeit gesehen werden, da vielen Phantasten einen Dali-Personenkult und ein Bekenntnis zu einem dilettantisch verfassten Appell ablehnen bez. nicht zuzumuten ist. Hierbei wird auch deutlich, was und wer hier Gräben zwischen den Phantasten aufreißt und wie ernsthaft der von „Dalis Erben“ beschworene Appell zur Solidarität der Phantasten zu verstehen ist.

Die Ausstellungen und Phantastentreffen vom ZENTRUM DER PHANTASTISCHEN KÜNSTE und LABYRINTHE wurden in der Villa Rolandseck, auf Schloß Honhardt, in der Zitadelle in Berlin und im Kulturzentrum HERRENHOF Neustadt veranstaltet.

Meine Richtlinie sind die Ausstellungen: „LABYRINTHE – Phantastische Kunst vom 16. Jahrhundert bis zur Gegenwart“ Kunsthalle Nürnberg und Baden-Baden, „ars phantastica“ Nürnberg, „Reiche des Phantastischen“ Recklinghausen, „Surrealismus in Europa“ Köln, „Malerei des Surrealismus“ Hamburg, die zwischen 1968-69 gezeigt wurden und durch ausführliche Kataloge dokumentiert sind.

Dieses waren in Deutschland die wichtigsten und größten Ausstellungen über internationale, historische und aktuelle Phantastische Kunst!

Weitere Richtlinien sind die kunstwissenschaftlichen Schriften von Prof. Wieland Schmied, Prof. G.R. Hocke und Marcel Brion. Außerdem stehen wir mit weiteren Kunsthistorikern und Kunstschriftsteller in Verbindung, die sich schwerpunktmäßig mit dem Surrealismus und der Phant. Kunst auseinandersetzen und die uns jederzeit beratend zur Seite stehen.

Der „Appell von Lyon“ wurde von Roger Erasmy 2004 verfasst, zum DOGMA erhoben und in den Katalogen von „Dalis Erben“ in Wolnzach und Mont Dore bis heute immer wieder abgedruckt. Da dieser von den ausstellenden Künstlern unterschrieben, bez. diesem zugestimmt werden musste, hatten wir die Aktionsgruppe „Philosophie“ aktiviert, die den „Appell von Lyon“ wegen gravierender inhaltlicher Fehler ablehnte! Dass es Phantasten gegeben hat, die leichtfertig und unbedacht den „Appell von Lyon“ unterschrieben haben, oder unter diesem „Appell" ausstellen, verändert nicht dessen Inhalt zum Besseren!

Obwohl wir diese Diskussion als abgeschlossen ansehen, möchten wir den Anfragen von Kollegen und Kunsthistorikern nachkommen und den „Appell von Lyon“ und unsere kritische Argumentation der Vollständigkeit halber hiermit nochmals veröffentlichen.

Die unterstrichenen Sätze sind die von uns kritisierten Passagen:

 

Der Appell von Lyon

„In Zusammenhang mit dem Jubiläumsjahr Salvador Dali 2004 beschließen die unterzeichnenden Kunstmaler und Schriftsteller der phantastischen Kunstrichtung folgende Prinzipien:

1*  Getreu dem Erbe von Salvador Dali, genialer surrealistischer Maler, Meister der imaginären und phantastischen Kunst, welcher sich mit Heftigkeit den „Betrügern der veralteten modernen Kunst entgegensetzte, um sich als Retter der schönen universalen Malerei zu behaupten,

2* angesichts der allgemeinen Konfusion welche auf dem internationalen Kunstmarkt herrscht, im Bewußtsein der Leere der sogenannten ∑zeitgenössischen Kunst", aufgebaut auf Installationen, virtuellen Montagen und konzeptionellem Kitsch ohne wahren kulturellen Inhalt

3* sind wir gewillt, unsere Entschlossenheit in Taten umzusetzen durch die Gestaltung offensiver Kampagnen, welche die Wiederaufwertung der phantastischen Kunst sowie die internationale Anerkennung der kreativen, der surrealen und visionären Malerei zum Zweck hat.

4. Im Sinne der Verwirklichung innovativer Pläne haben wir beschlossen, unsere Aktion durch kollektive Initiativen zu kennzeichnen, welche folgenden Richtlinien entsprechen:

a)  Wiederherstellung des Zaubers der Kunst durch die Verherrlichung des Imaginären und des Wunderbaren, welches auf den antiken Mythologien und den originären Kulturen beruht.

b)  Wachrufen der Sensibilität des Publikums durch die Förderung einer kulturellen Einführung in die verborgenen Welten durch die Darstellung des Traums, des Mysteriums und der Begierde.

c)  die Veranstaltung – durch kollektive und solidarische Bemühungen – neuartiger kultureller Events sowie originaler Ausstellungen, welche die Aufmerksamkeit des Publikums auf die überlegenen Werte der phantastischen Kunst ziehen.

d) In Erinnerung des fabelhaften Erbes von Salvador Dali und unter der respektvollen Verehrung der alten Meister, welche während Jahrhunderten das Phantastische gepflegt haben (Bosch, Breughel, Grünewald, usw...) verpflichten wir uns der Leichtfertigkeit zu widerstehen und die Mode der zeitgenössischen Tendenzen zu bekämpfen durch die Fortführung unserer anspruchsvollen kreativen Bemühungen auf der Suche des Tiefsinnigen, des Vollkommenen, des Universalen, des Erhabenen und des Schönen. Dies im Sinne einer zweckmäßigen Nutzung der Kunst im Dienst der Prägung eines neuen Humanismus."

„Dalis Erben“ - Roger Erasmy

 

Unsere Kritik:

Zu 1*  Getreu dem Erbe von Salvador Dali, genialer surrealistischer Maler, Meister der imaginären und phantastischen Kunst, welcher sich mit Heftigkeit den „Betrügern der veralteten modernen Kunst entgegensetzte, um sich als Retter der schönen universalen Malerei zu behaupten,

Es ist die Aufgabe der Phantastischen Künstler, zuallererst für die Phantastischen Kunst zu werben und es ist nicht deren Aufgabe, gegen alle anderen Kunstrichtungen der Welt zu kämpfen. Dadurch verschließen sie sich nicht nur die Ausstellungsorte deren Leitung Sympathie für die Phantastische Kunst aufbringen, sondern es setzt auch Kräfte gegen sie in Bewegung, die ihr nur schaden. Wenn überhaupt eine Verlautbarung, dann ein Manifest in dem die Phantastische Kunst im Mittelpunkt steht!

Dali hat sich nach dieser Lyon-Manifastation zufolge, „ mit Heftigkeit den Betrügern der veralteten modernen Kunst entgegengesetzt, der auch „Dalis Erben“ folgen sollen. Was eine „veraltete modere Kunst“ ist, wird hierbei nicht weiter erläutert. Fest steht, dass Dali (wie auch alle Surrealisten und Phantasten dieser Zeit) Teil der „Modernen Kunst“ sind und in jedem „Lexikon der Modernen Kunst“ wird man Dali und die Surrealisten finden! Der Begriff „Modern“ bedeutet „zeitgemäß, neu“ und gab es schon als „maniera moderna“ in der Renaissance. Die Surrealisten und Phantasten müssten sich demnach praktisch selber bekämpfen!

 

Zu 2* angesichts der allgemeinen Konfusion welche auf dem internationalen Kunstmarkt herrscht, im Bewußtsein der Leere der sogenannten „zeitgenössischen Kunst", aufgebaut auf Installationen, virtuellen Montagen und konzeptionellem Kitsch ohne wahren kulturellen Inhalt,

Auch hier wird wieder düster herumschwadroniert und vorausgesetzt, dass der Leser weiß, was der Verfasser damit meint. Wir wissen es nicht, denn wenn er einerseits Dali als leuchtendes Beispiel positiver Kunstausübung und Erbschaft präsentiert, kann er auf der anderen Seite sich nicht abwertend gegenüber „Installationen und virtuellen Montagen und konzeptionellem Kitsch“ geben, weil doch Dali selbst schon früh mit diesen Mitteln gearbeitet hat (siehe Regentaxi, geteertes Telefon und weitere Installationen im Dali-Museum Figueras). Die Mittel des Happenings waren ihm nicht fremd und viele seiner Objekte wie Lippensofa usw. zeigen Dali als Vorläufer der Pop-Art. Der ganze Film „Weiches Selbstportrait“ von Jean-Chrsitophe Averty sowie das Buch „DADADALI” sind ein Bekenntnis zur „POP-OP-Yes-Yes-Pompier-Kitschkunst“. Um es deutlich zu sagen, man kann nicht Kunstgebärden bekämpfen, wenn man den Großmeister Dali  als beispielgebende Galionsfigur des Dali-Erben-Schiffes ist, der diese selbst immer wieder angewandt hat!

 

3* sind wir gewillt unsere Entschlossenheit in Taten umzusetzen durch die Gestaltung offensiver Kampagnen, welche die Wiederaufwertung der phantastischen Kunst sowie die internationale Anerkennung der kreativen, der surrealen und visionären Malerei zum Zweck hat.

Die heroische Tapferkeit des Kampfes für die Phant. Kunst geht auch hier wieder unter in absolutem Unsinn und an der eigentlichen Problematik vorbei. Der Surrealismus und die Phantastische Kunst müssen doch nicht mehr international aufgewertet werden! Jedes große Museum, ob in Paris, München oder New York hat mindestens einen Saal in dem Surrealisten wie Max Ernst, Magritte, Dali und andere durch Bilder und Plastiken vertreten sind. 2001 fanden in Paris und Düsseldorf große dokumentarische Ausstellungen über den Surrealismus statt, danach mehrfach in London, in Rom usw. Wer LABYRINTHE-Info liest, wird feststellen, dass weltweit ständig irgendwo eine Ausstellungen mit Surrealisten stattfinden. Erst kürzlich war eine große Max Ernst Ausstellung in Basel, demnächst über surreale Zeichnung und Druckgrafik. Surreale Objekte waren jetzt in Bilbao, Arcimboldi in Paris und Wien zu sehen usw. Die klassischen Surrealisten sind weltweit anerkannt und in bedeutenden Sammlungen vertreten, sie benötigen keine „Wiederaufwertung“. Nicht nur von Dali, sondern auch von Magritte, Max Ernst, Delvaux, Radziwill, Ernst Fuchs und Giger gibt es eigene Museen!

Der Verfasser hat von der Sachlage keine Ahnung, bez. weiß die Situation nicht zu differenzieren! Die Kritik ist an dem Punkt anzusetzen, wenn man z.B. die Frage aufwirft, wieso sind Maler der „Wiener Schule des Phant. Realismus“ (die z.Z. in Wien ausgestellt werden) und Jahrzehnte zu den erfolgreichsten Künstler Österreichs zählen, nicht in der öffentlichen Sammlung vertreten. Oder die Forderung, dass Phant. Künstler von heute, in öffentlichen Museen und Sammlungen genau so gesammelt und gezeigt werden, wie Künstler anderer Kunsttendenzen. Das Werk von Edgar Ende kam erst in den letzten 10 Jahren wieder in die Öffentlichkeit. Das Werk von Thomas Häfner ist fast vergessen und das Werk Woldemar Winklers viel zu unbekannt. usw. Es soll auch dagegen gewirkt werden, dass deutlich gemacht wird, dass die Phant. Kunst nicht mit Dali 1930 angefangen und nicht mit den klassischen Surrealisten aufgehört hat, sondern eine Konstante in der Kunstgeschichte ist, wie das z.B. G. R. Hocke in seinem Buch „Die Welt als Labyrinth“ dargestellt hat!

 

Zu a)  Wiederherstellung des Zaubers der Kunst durch die Verherrlichung des Imaginären und des Wunderbaren, welches auf den antiken Mythologien und den originären Kulturen beruht.

Der Satz liest sich im ersten Teil ganz schön, wird aber im 2.Teil total konfus und ist inhaltlich falsch.

Wieso „beruhen“ „die Imagination“ und das „Wunderbare“  „...auf den antiken Mythologien und den originären Kulturen"?  Dies ist überhaupt nicht nachvollziehbar und eine an den Haaren herbeigezogen Behauptung!

 Es sei daran erinnert, dass Ramon Gomez de la Serna sehr zutreffend z.B. von Dali schrieb, er mache „Mythen ohne Mythologie"! 

 

Zu c)  die Veranstaltung – durch kollektive und solidarische Bemühungen – neuartiger kultureller Events sowie originaler Ausstellungen, welche die Aufmerksamkeit des Publikums auf die überlegenen Werte der phantastischen Kunst ziehen.

Von den „kollektiven und solidarischen Bemühungen“ konnte zumindest LABYRINTHE bisher nicht viel verspüren, da „Dalis Erben“ sich als vollkommen unfähig zur Diskussion zeigten, Argumentationsresistent sind und gerade der Dali-Personenkult und der „Appell von Lyon“ keine Solidarität zwischen den Phantasten erzeugte, sondern im Gegenteil Zwietracht verursachte!

Was die „überlegenen Werte der phantastischen Kunst“ sein sollen, wird wieder nicht erklärt, auch nicht wem sie „überlegen“ sein sollen.

Man muss weiter kritisch einwenden, dass nicht jedes phantastische Kunstwerk und jeder Phantast nur weil er phantastisch malt, schon Qualität besitzt oder deshalb eine bessere Bewertung erfahren kann, wie Künstler anderer Kunsttendenzen.

 

Zu d) In Erinnerung des fabelhaften Erbes von Salvador Dali und unter der respektvollen Verehrung der alten Meister, welche während Jahrhunderten das Phantastische gepflegt haben (Bosch, Breughel, Grünewald, usw...) verpflichten wir uns der Leichtfertigkeit zu widerstehen und die Mode der zeitgenössischen Tendenzen zu bekämpfen durch die Fortführung unserer anspruchsvollen kreativen Bemühungen auf der Suche des Tiefsinnigen, des Vollkommenen, des Universalen, des Erhabenen und des Schönen. Dies im Sinne einer zweckmäßigen Nutzung der Kunst im Dienst der Prägung eines neuen Humanismus."

Der grauenhafte Satz : „... respektvolle Verehrung der alten Meister, welche während Jahrhunderten das Phantastische gepflegt haben..." lässt nur den Schluß zu, dass der Verfasser  über die Intention, die qualvolle Heimsuchung, von der Überwältigung der Visionen, vom meditativen Tagtraum, von schöpferischen Prozess des Phantasten absolut nichts weiß! Es stimmen nicht nur die Begriffe nicht, sondern es fehlt jegliches Verständnis für den Sachverhalt. Einen Kranken kann man „pflegen", dass aber „die alten Meister während Jahrhunderte, das Phantastische pflegten.“ legt den Schluss nahe, dass das Phantastische krank im Bett lag und die alten Meister mit Wadenwickel und Lebertran das Phantastische über Jahrhunderte am Leben erhielten. Wen wundert es da noch, dass es dasPhantastische heute so schwer hat?!

Leider geht es mit den falschen Formulierungen weiter:  „...und die Moden der zeitgenössischen Tendenzen zu bekämpfen"  Was sind „die Moden der zeitgenössischen Tendenzen"? 

Ein vollkommen in sich verbauter Satzinhalt ohne konkrete Aussage über Moden und Tendenzen! Außerdem, wie sollen diese „bekämpft“ werden – mit Feuer, Dynamit, Gewehr, Lanze, Schwert, Bratpfanne oder Nudelholz? Unverständlicher Aktionismus mit aufgeschäumter Militanz!

Weiter wird „die Suche nach dem Tiefsinnigen, des Vollkommenen, des Universalen, des Erhabenen und des Schönen" hervorgehoben.

Wenn man einmal davon absieht, dass man auch hier wieder nicht genau weiß, was der Verfasser konkret damit meint, so muss doch deutlich daraufhingewiesen werden, dass nicht alles bei der phant. Kunst „tiefsinnig“ ist und sein muss, dass gerade im Manierismus (der ein Zweig der Phant. Kunst ist) nicht die „Vollkommenheit“ gesucht wurde, weil er eine Anti-Klassik war (und ist), auch das „Universale" und „Erhabene“ genau so wenig gesucht wird, wie die „Schönheit“, denn dann könnten wir Bosch, Giger, DADO, Goya, Beksinski, Kubin, Monsu Desiderio, Dali und viele andere Künstler nicht zur Phantastischen Kunst rechnen, weil diese nicht die Schönheit suchten, sondern auch die andere, die dunkle, hässliche, die grauenhafte Seite der Welt! Auch hier wird wieder deutlich, dass der Verfasser sich Dinge ausdenkt und frei zusammenfantasiert, die nichts mit der Phantastischen Kunst zu tun haben – besten Falls der Klassik angehören, welche aber der Gegenpol des Manierismus und der phantastischen Kunst ist!

Der Satz : Dies im Sinne einer zweckmäßigen Nutzung der Kunst im Dienst der Prägung eines neuen Humanismus."  liest sich schön und wir sind alle für mehr Humanismus in der Welt.

Nur, wenn eine solche Forderung unter dem Patronat des Extremegozentrikers Salvador Dali gestellt wird, hat der Verfasser des „Appells von Lyon“ entweder von Dalis Charakter keine Ahnung oder betreibt bewusste Fälschung, denn Dali hatte eine „menschenverachtende Geisteshaltung“ (Gibson) die nur noch von seiner Frau Gala übertroffen wurde!

 „Dali hielt seine Maske lebenslang hartnäckig fest – oder doch beinahe- und war dabei oft unbarmherzig gefühllos gegen die Forderungen des gewöhnlichen Anstands und der Ehrlichkeit. Um seiner Pose willen war er bereit, die Wahrheit zu verdrehen und manchmal die Leute zu verraten, die meinten, seine Freunde zu sein. Dazu gehört, die Bedeutung Bretons und des Surrealismus zu verfälschen oder zu leugnen, dass er zum antiklerikalen Inhalt von „Láge d´or“ beigetragen hatte, oder vorzuspiegeln, dass er ein katholischer Mystiker sei. Dazu gehörte auch, sein Talent zu prostituieren und beim Betrug mitzumachen.“ Ian Gibson „S.DALI – Die Biografie“

 Wer unter dem Patronat Dalis einen „neuen Humanismus“ fordert, hat jegliche Sensibilität im Umgang mit Fakten, Manifestationen und gegenüber Menschen, bei denen wirklich der Begriff des Humanismus zutrifft, verloren!

Dieses Machwerk von „Appell von Lyon“ wird heute noch in den Katalogen von „Dalis Erben“ verbreitet und soll nach Roger Erasmy „in die Kunstgeschichte eingehen“, was für die Phantastische Kunst eine Katastrophe bedeuten würde! 

Roger  Erasmy wollte von unserer „Philosophierereien" in Bezug auf unsere konstruktiv vorgetragenen Kritik zu dem Appell nichts wissen, nennt diese „Haarspaltereien" und hatte „weder Lust noch Zeit darauf zu antworten".

Sicherlich hat der Verfasser des „Appells von Lyon“ es mit seinem Manifest gut gemeint, aber wie man sieht, hat er einfach keine Ahnung und bringt die Phantastische Kunst dadurch nur in ein miserables Licht! Es gibt „Erben Dalis“, die haben ihre Zustimmung zurückgezogen, andere haben uns berichtet, dass sie das nie unterschrieben hätten, wenn es von ihnen verlangt worden wäre. Diejenigen, die unterschrieben haben, weil ihnen „ein paar Zeilen“ einigermaßen gefallen haben, seien daran erinnert, dass sie sich in dem „Appell von Lyon“ „verpflichtet haben, der Leichtfertigkeit zu widerstehen!“ und es wäre an ihnen gelegen, dieses Machwerk erst überhaupt nicht an die Öffentlichkeit kommen zu lassen!

Selbstverständlich kann jeder eine Künstlergruppe bilden und Ausstellungen machen wie er will. Wenn die Phantasten vom Fachpublikum ernst genommen werden möchten, so müssen sie aber auch alles in der Hinsicht unternehmen, dass sie ihr öffentliches Erscheinungsbild, das ganze Spektrum der Phant. Kunst historisch und aktuell darstellen, dass nicht nur die Organisation, sondern auch Appelle, Manifeste und Inhalte von hoher Professionalität sind und sich die Phantasten nicht durch dilettantische pathetische Appelle blamieren und in ein Dali-Delirium mit Oktoberfestspektakel vermanschen lassen!

Otfried H. Culmann im Juni 2008

 

Bullshit im Kulturbetrieb!

Prof. Harry G. Frankfurter von der Princeton-Universität, tätig im Fach Moralphilosophie, kommt in seinem Buch „Bullshit“ zu der Erkenntnis:

Bullshit – ist opportunistischer Umgang mit der Wahrheit. Bullshit ist es egal, ob etwas wahr oder falsch ist. Hauptsache, es wirkt und verkauft sich. Wirkung und Quote sind wichtiger wie Wahrheit und Wirklichkeit. Im Gegensatz zum Lügner, der absichtlich unwahre Behauptungen aufstellt und die Wahrheit daher auch kennen muss, interessiert sich der bullshitter gar nicht für die Wahrheit. Da es ihm nur um leeres Getue geht, hat er für die Wahrheit keine Verwendung. Somit ist der Bullshit für die Wahrheit eine noch größere Gefahr als die Lüge.

Es kümmert den „Bullshiter" nicht, wie er einen Sachverhalt darstellt, so lange es seinem Zweck dient.

Wir sind regelrecht umzingelt von Bullshit: inhaltsleerem Geschwätz, sprachlichen Hohlheiten, die irgend einen Effekt erzielen, aber nichts aussagen wollen. Frankfurter formuliert dabei die unangenehme Frage: Warum tolerieren wir so viel Bullshit, obwohl er doch ein größerer Feind der Wahrheit ist als die Lüge? Ein Grund liegt laut Frankfurt darin, dass in Demokratien besonders häufig jemand glaubt, sich öffentlich zu einem Thema äußern zu müssen, von dem er einfach keine Ahnung hat. Einen zweiten Grund sieht er in einem weit verbreiteten, in seinen Augen aber abstrusen Skeptizismus, der Aufrichtigkeit höher stellt als Richtigkeit, weil er davon ausgeht, dass einem das eigene Innenleben eher zugänglich ist als die Welt um einen herum. Frankfurt dazu: „Bullshit".

„Wenn jemand ... nur noch danach fragt, ob Behauptungen ihm in den Kram passen oder nicht, kann seine Wahrnehmung der Realität darunter leiden oder sogar verloren gehen."

Bullshit trete besonders dann auf, wenn Menschen über etwas reden, von dem sie keine Ahnung haben. Wenn man nichts über ein Thema weiß, kann man es auch nicht als wahr oder falsch klassifizieren, sondern kann nur gleichgültige Hohlphrasen unters Volk bringen.

Bullshit sind Fernsehshows, deren einziger Zweck ist, durch Klamauk Zuschauer vor die Glotze zu bekommen (z.B. durch Ärsche, Titten, Tränen, Emotionen usw.) und es als „Erfolg“ verkündet wird, wenn die Quote steigt.

Auf das selbe Niveau des Bullshit begibt man sich, wenn es bei Kunstausstellungen nicht mehr um Inhalte, sondern nur noch um ein Spektakel für irgend einen „Erfolg“ geht.

Der Hinweiß auf „den Erfolg“, wird hier wie ein intensiver, alles übertönenden Sirup verwendet, der über eine Speise mit zweifelhaftem Gehalt gegossen wird und man von der Speise auf den Sirup ablenkt und man behauptet: „Nicht die Speise, sondern der Sirup ist an dem Essen das wichtigste!“

Der Bullshit-Künstler lässt sich nicht mehr von seinen „Instanzen des Inneren“ von seiner subjektiven künstlerischen Intention, Idee, Vision leiten, sondern seine Überlegung geht dahin, mit welchen seichten oder einfach gestrickten, anbiedernden oder opportunistischen Bildinhalten und Darstellungen er Wirkung und Kaufinteresse beim Publikum erzielt oder mit welchen Inhalten provoziert er Skandale (Sexexzeß, Politikschelte, Religionsbalsphemie bevorzugt) um damit in die Medien zu kommen.

Dali schrieb in „La femme visible“, dass es bald möglich werde „die Verworrenheit zu systematisieren und die Welt der Realität völlig unglaubwürdig zu machen.“ Hierzu verwendete er die „paranoisch – kritische Methode“, eine systematische Fehlinterpretation der Wirklichkeit, wobei Dali die Wirklichkeit in seinem Sinne so hin bog (oder hin log), bis sie in sein Denkschema bez. phantastisches – subjektives Weltbild passte. Diese Methode wurde von ihm sowohl im künstlerischen Bereich, wie im Leben angewandt, sodass Dalis Äußerungen, Schriften (wie z.B. seine Memoiren usw.) mehr unter dem Aspekt der Dichtung, wie aus der Sicht der Realität zu sehen sind, ganz davon abgesehen, dass Dali einen „opportunistischen Umgang mit der Wahrheit“ hatte und demnach ein Vertreter von Bullshit war. Dass dies eine „kritische“ paranoische Methode ist, soll daraufhinweisen, dass Dali hiermit keine psychische Erkrankung meinte, sondern eine bewusst eingesetzte Verfremdungstechnik bez. ein Manipulationssystem, das aber vom Phänomen der psychischen Erkrankung inspiriert wurde.

Für den Benutzer der paranoisch-kritischen Methode besteht die Gefahr, dass das Umfeld ihn nicht mehr ernst nimmt, weil man davon ausgehen muss, dass alles, was er sagt und schreibt, erdichtet ist und nicht der Wahrheit entspricht !

Also nochmals: Bullshit – ist opportunistischer Umgang mit der Wahrheit. Bullshit ist es egal, ob etwas wahr oder falsch ist. Hauptsache, es wirkt und verkauft sich. Wirkung und Quote sind wichtiger wie Wahrheit und Wirklichkeit.

(Zitate aus verschiedenen Rezessionen)