Ernst Fuchs - Ein Nachruf

Ernst Fuchs – Ein Nachruf

Er war in fast allen Bereichen phänomenal!

Als in den fünfziger Jahren die führenden Kunstkritiker die Zukunft der Kunst in der abstrakten Kunst prophezeiten und informelle Maler mit schnellen Pinselschwüngen in kürzester Zeit ihre Bilder malten, war es höchst erstaunlich, dass es einen Maler wie Ernst Fuchs gab, der nicht opportunistisch in diesem Fluss mitschwamm, sondern eine gegenteilige Position einnahm. Er malte phantastisch – realistisch und entwickelte dafür eine exzellente Maltechnik, um seine Visionen in bestechender Weise darstellen zu können. Phasenweise verwendete er die Decalcomanie-Technik der Surrealisten und die Lasurtechnik der Alten Meister und malte an manchen Bildern nicht Tage, Wochen oder Monate sondern Jahre.

Ernst Fuchs war für viele junge Künstler, die sich mehr für ihre Imagination interessierten als für abstrakte Farbfeldspielereien, ein Leuchtturm und die Bestätigung, einen Weg zur phantastischen Kunst einzuschlagen,  der es ihnen ermöglichte, ihre Visionen, Sehnsüchte, Träume und Ängste in Bildern festzuhalten.

Besonders beeindruckend ist sein Buch „Architectura Caelestis“ (1966), in dem er an Beispielen von gemalten und gebauten historischen Architekturen nachzuweisen versucht, dass es einen „verschollenen Stil“ gibt, den wir in einem  Bilderhimmel (C.G.Jung) in uns finden, (der gegen die sterile und rationale heutige Architektur gerichtet ist) und an dem sich der Architekt im Grunde orientieren müsste (siehe auch G.R.Hocke „Ernst Fuchs – Sehnsucht nach dem Paradies“ 1975).

Während viele Phantasten eher zurückgezogen arbeiten, ging Ernst Fuchs für seine, aber auch für die Phantastische Kunst immer wieder in die Offensive.

So trafen sich 1994 ca. 50 internationale Künstler, Galeristen, Verleger, Schriftsteller, Politiker, Kunsthistoriker und der Ehrenvorsitzende Ernst Fuchs in der Galerie Villa Rolandseck bei Bonn und gründeten „Das Zentrum der Phantastischen Künste“, um ein Netzwerk zwischen allen Phantasten herzustellen und durch große, gemeinsame, internationale Ausstellungen auf die Phantastische Kunst aufmerksam zu machen.

Diese Arbeit wird seit 1999 von LABYRINTHE – Gesellschaft für phantastische und visionäre Künste e.V. fortgeführt.

1998 kam Ernst Fuchs zur Eröffnung der internationalen Phantasten-Ausstellung „Der Faden der Ariadne“ in das Kulturzentrum HERRENHOF Neustadt-Mußbach, an der er sich mit vier großformatigen Werken aus seinem Privatmuseum in Wien und ca. 30 Radierungen beteiligte.

Werke von Ernst Fuchs wurden in Ausstellungen der „art-imaginär“ gezeigt und 2010 fand eine viel beachtete große Einzelausstellung in der Kunsthalle des HERRENHOF statt. Mit Ernst Fuchs verliert die Phantastische Kunst nicht nur einen genialen, sondern auch einen seiner engagiertesten Künstler.

 

Otfried H. Culmann    Roman Hocke    Fritz Hörauf

Vorstand von LABYRINTHE -– Gesellschaft für phantastische und visionäre Künste e.V.