„art-imaginär 09”: Klassiker und historische Phantasten

„art-imaginär 09” – phantastische und visionäre Kunst im Kulturzentrum HERRENHOF Neustadt - Mußbach nur noch bis zum 25 Okt. geöffnet!
Klassiker der Phantastischen Kunst
und  historische Phantasten in der Ausstellung „art-imaginär 09"

Der bisherige Verlauf der  „art-imaginär 09" war hervorragend und wir haben nur die allerbesten Reaktionen von allen Seiten erhalten.

Außerdem haben wir drei Ausstellungsübernahmen angeboten bekommen, die sich aber aus zeitlichen, finanziellen und technischen Gründen leider zur Zeit nicht realisieren lassen. Hierzu muss auf längere Sicht eine neue Konzeption der „art-imaginär" ausgearbeitet werden, sodass diese Ausstellungsübernahmen sofort nach dem Ausstellungstermin der „art-imaginär" im HERRENHOF erfolgen kann.

Ich möchte daran erinnern, dass bereits beim großen internationalen Phantastentreffen 1994 in Bonn-Rolandseck der Wunsch geäußert wurde, dass wir national, wie international Ausstellungsorte ausfindig machen sollen, die fertige Wanderausstellungen mit Phantastischer Kunst übernehmen, sodass im Idealfall ständig irgendwo eine oder mehrere  Phantastenausstellung unterwegs sind. Der Vorteil liegt darin, dass man nur ein Mal den organisatorischen Aufwand für eine Ausstellungen hat, die dann nur noch von Ausstellungsort zu Ausstellungsort transportiert werden muss. Die Schwierigkeit liegt sicher darin, dass jeder Ausstellungsort eine andere Innenarchitektur hat und man sehen muss, wie eine Ausstellung in eine andere Raumstruktur passt.

Bei den bisherigen „art-imaginär" Ausstellungen wollten wir nicht nur aktuelle Phantasten zeigen, sondern darauf aufmerksam machen, dass die Phantastische Kunst eine Konstante in der Kunstgeschichte ist. Es muss dem Publikum, aber auch immer wieder der Presse deutlich gemacht werden, dass die Phantastische Kunst nicht mit Dali begonnen hat, oder alle Phantasten in ihm ihren geistigen und künstlerischen Vorläufer sehen, oder sogar „Erben" von ihm sind.

So wurde z.B. in einer Vorankündigung der „art-imaginär 09" in der RHEINPFALZ - LEO (Kulturbeilage) geschrieben: „...die phantastische Malerei, die aus dem Surrealismus Dalischer Prägung hervorgegangen ist, aber auch Maler wie Hieronymus Bosch zu ihren Ahnherren rechnet..."  Der Journalist liegt mit dem Ahnherren Hieronymus Bosch als historische Figur der Phantastischen Kunst als zeitlich ferner Vorläufer sicherlich richtig, aber dass diese aus „dem Surrealismus Dalischer Prägung hervorgegangen" wäre, damit liegt er mehr als daneben und dies zeigt nur wieder, dass durch die vielen Dali-Grafik-Ausstellungen, die an allen Orten gezeigt werden, ein vollkommen falsches Bild von der Phantastischen Kunst geprägt wird. Wer die „art-imaginär 09" gesehen hat, wird bei allen Künstlern eine ganz andere Darstellungsweise der Phantastik und Geisteshaltung finden, die auch nichts mit Dali zu tun hat. Natürlich ist bei der „art-imaginär 09" auch Dali vertreten und wer will bestreiten, dass er ein grandioser, phantastischer Künstler war. Aber wir müssen auch daraufhinweisen, dass z.B Edgar Ende schon 1921 damit begonnen hatte, phantastische Bilder zu malen, in einer Zeit als Dali Bilder im Stil der Neuen Sachlichkeit und noch nicht surrealistisch malte.  Aus vollkommener Unkenntnis der tatsächliche Situation wurde Edgar Ende später auch immer wieder unterstellt, dass er ein Nachfahre der Surrealisten gewesen sei. Damit tut man ihm und nicht nur vielen Phantasten Unrecht, es entspricht auch nicht den kunsthistorischen Tatsachen!

 

Edgar Jené 1904, im gleichen Jahr wie Dali geboren, hat zwar schon um 1930 surrealistische Bilder und Schriften in Paris kennengelernt und 1930 damit begonnen, Bilder mit surrealistischer Tendenz zu malen (er war später auch mit André Breton und anderen Surrealisten befreundet und gehört zu den Vätern der „Wiener Schule des Phantastischen Realismus"), doch hat er nie seine Bilder in einer altmeisterlichen Technik bez. in einer Feinmalerei ausgeführt, im Gegenteil. Oft experimentierte er mit verschiedenen Techniken, malte auch mit der Spachtel um später geradezu in die Nähe des Informell zu kommen, aber dabei nie den realistischen Gegenstand ganz aufgegeben. Seine Bilder sind in ihrer Art phantastisch-rätselhaft geblieben.

 

So wurde z.B am 11. Oktober 09 in der "RHEINPFALZ AM SONNTAG" unter „Beweger" und „Schräger Meister – Salvador Dali gilt als der Inbegriff des Surrealismus. Als Maler brillant, als Person umstritten" eine ganze Seite über Dali Altbekanntes gebracht, wobei im Untertitel Dali „als der Inbegriff des Surrealismus" hingestellt wird. Dabei wird wieder unterschlagen, dass ebenso de Chirico, Tanguy oder Magritte eine ganz bedeutende Rolle im Surrealismus gespielt haben. Deshalb müssen die Phantasten sehen, dass die Phantastische Kunst mit vielen Vorläufern ins Zentrum des allgemeinen Interesses gerückt und die Phantastische Kunst nicht immer wieder durch den dalischen Fleischwolf gedreht wird.

Am Beispiel historischer und verstorbener phantastischer Künstler, die in der Ausstellung „art-imaginär 09" vertreten sind, kann gesehen werden, dass diese von einer ganz anderen Seite inspiriert wurden und keine Geburtshilfe von Dali nötig hatten.

 

Peter Ackermann: 1934 - 2007

Bosschart: 1919 - 1998

Brignoni: 1903 - 2002

Fabricio Clerici: 1913  - 1993

Geissler-Kasmekat: 1919 - 2000

Fabius von Gugel: 1910 - 2000

Rudolf Hausner: 1914 - 1995

Werner Holz: 1948 - 1991

Leonor Fini: 1918 - 1966

Joe Hackbarth: 1931 - 2000

Hundertwasser: 1892 - 2000

Roberto Matta: 1911 - 2002

Max von Moos: 1903 -1979

Wolfgang Peuker: 1945 - 2001

Kurt Regschek: 1923 -2005

Ludwig Schwarz: 1912 - 1989

Charles F. Soehnée: 1789 - 1878

Woldemar Winkler: 1902 - 2004

Mac Zimmermann: 1912 - 1995

 

Charles-Frederic Soehnée  1780 - 1878

1789 in Landau in der Pfalz geboren und 1878 in Paris gestorben. Sein Werk wurde erst in den letzten Jahren entdeckt und eine Aquarellzeichnung (Kopie) wird das erste Mal überhaupt bei einer Ausstellung mit Phantastischer Kunst  bei der "art-imaginär 09" gezeigt. 

 

Otfried H. Culmann