Ernst Fuchs-Ausstellung in Wien

Das Wiener Dom- und Diözesanmuseum präsentiert – 50 Jahre nach Otto Mauer – das religiöse Werk von Ernst Fuchs. 

„Es gibt eine Sehnsucht nach Ausdruck des Glaubens in der Kunst", betonte Kardinal Schönborn bei der Vernissage.

5.000 Bilder, 350 Vertonungen und 1.500 Gedichte hat Ernst Fuchs nach eigenen Angaben geschaffen. „Wer mir erklären kann, wer das alles gemacht hat, dem danke ich recht herzlich", sagte der Künstler am Dienstagabend, 12. Juni 2007, bei der Vernissage der Sonderausstellung „Liebe, Tod und Teufel – Das religiöse Werk von Ernst Fuchs" des Wiener Erzbischöflichen Dom- und Diözesanmuseums. 80 Werke des Künstlers sind ausgestellt.

Ernst Fuchs und das Turiner Grabtuch

Das Turiner Grabtuch habe ihm 1950 die Augen geöffnet, erklärte Ernst Fuchs den auf Einladung von Kardinal Christoph Schönborn im Festsaal des Erzbischöflichen Palais versammelten Gästen. „Ich kannte ja die Heilige Schrift und befand, das ist so großartig, was der da sagt, der braucht gar nicht auferstanden sein", erinnert sich Fuchs: „Aber plötzlich war mir klar, das reicht nicht. Der Sohn Gottes legt Wert darauf, bei uns zu sein und Zeugnis abzulegen von der Wirklichkeit des Sohnseins."
Es sei eine Gnade des Heiligen Geistes zu begreifen was geoffenbart werde, so Ernst Fuchs. Und die Offenbarung sei kein abgeschlossener Bereich, sondern immerwährend. Lediglich den Weg des Lebens und die Möglichkeit den Sinn des Lebens zu begreifen, sei zumindest in seinem Fall unmöglich, so der Künstler. Kardinal Schönborn und Ernst Fuchs kennen einander seit Jahrzehnten.

Erfolg dem Mainstream zum Trotz

Allerdings gehöre Mut dazu diesen Weg zu gehen, erklärte Kardinal Christoph Schönborn: „Ernst Fuchs sagt zwar, er kann nicht anders, aber es ist absolut nicht selbstverständlich einen solchen Weg zu gehen. Und mit Dingen Erfolg zu haben, von denen der Mainstream sagt, das dürfte keinen Erfolg haben."

„Man darf sich fragen, warum Menschen – wie auch Ernst Fuchs – von Frömmigkeitsbildern so angesprochen werden. Warum es eine Sprache des Herzens in der sakralen Kunst gibt. „Ernst Fuchs jedenfalls hat dieses Fieber in vielen Menschen zum Klingen gebracht", sagte der Wiener Erzbischof in einer Festrede im Palais und bedankte sich beim Künstler dafür, dass in seinen Werken die Worte des heiligen Augustinus' spürbar würden. Der habe einmal über die Toten gesagt: „Sie blicken mit Augen voller Licht in unsere Augen voller Tränen." Neben dem Tod sei auch das Unheilvolle und Geheimnisvolle aus Fuchs' Werken nicht wegzudenken, betonte der Wiener Erzbischof, den mit Ernst Fuchs eine langjährige Bekanntschaft verbindet. Schönborns Vater war der erste Kunsthändler von Fuchs.

„Es gibt Vieles, was unserer Schulweisheit nicht zugänglich ist, was aber in Fuchs werken anklingt", so der Kardinal, der eine Sehnsucht nach Ausdruck des Glaubens in der Kunst konstatierte und gleichzeitig betonte, dass Kunst, die sich Themen wie dem Tod oder der Apokalypse verschließe, ihre Aufgabe verfehle.

Eine Reise durch die Zeitgeschichte

Die Sonderausstellung „Liebe, Tod und Teufel", die am Dienstag feierlich eröffnet wurde, ist ab Mittwoch, 13. Juni 2007, im Wiener Erzbischöflichen Dom- und Diözesanmuseum zu sehen. Ausgestellt sind rund 80 Arbeiten aus dem Zeitraum von 1942 bis zur Gegenwart des über Österreichs Grenzen hinaus bekannten Wiener „phantastischen Realisten" Ernst Fuchs.

Bei einer Presseführung am Dienstagvormittag berichtete Fuchs, dass Themen rund um Religion, Eros und Tod ihn von Kindheit an immer wieder beschäftigt hätten; besonders prägend sei ein mystisches Christuserlebnis gewesen, das er in den 50er-Jahren in den USA hatte und das in der Sonderausstellung unter anderem in lichtdurchfluteten Christusporträts seinen künstlerischen Niederschlag findet. Aber auch die jüdischen Wurzeln von Ernst Fuchs – sein Vater war Jude, der nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten in Österreich mit seiner Familie nach China floh – sind in der Schau durch Graphikzyklen und Radierungen zu Motiven aus der Thora, dem Alten Testament, präsent.

"Ich bin kein Vorzeigechrist"

„Ich bin kein Vorzeigechrist", erklärte Fuchs zu der Werkschau im Dommuseum. Er habe es mit seiner religiösen Auffassung unter den „konfessionell Glaubenden" oft schwer, so der Maler, der 16 Kinder von sieben verschiedenen Frauen hat

Der Titel „Liebe, Tod und Teufel" nehme bewusst Bezug auf Albrecht Dürers bahnbrechendes Werk „Ritter, Tod und Teufel", weil es die Tendenz der deutschen Kunst symbolisiere, die „Schönheit des Schreckens" darzustellen und nicht die bloße Schönheit allein wie in der mediterranen Kunst. Die Spannung zwischen Eros und Thanatos, zwischen Leben und Tod präge auch sein eigenes Schaffen, so Fuchs.

50 Jahre nach der Ausstellung Otto Mauers

Dommuseums-Direktor Bernhard Böhler erinnerte an die enge Beziehung zwischen Ernst Fuchs und dem legendären Wiener Priester und Brückenbauer zwischen Kirche und moderner Kunst, Otto Mauer; in dessen bedeutender Kunstsammlung befinden sich auch zahlreiche Arbeiten von Fuchs. Bereits vor 50 Jahren habe Mauer unter dem Titel „Christliche Malerei und Graphik" eine Werkschau des damals 27-jährigen Fuchs in der Galerie nächst St. Stephan präsentiert. Für Aufsehen – und Proteste vieler Katholiken – habe dann die Kooperation zwischen Mauer und Fuchs anlässlich der Ausgestaltung der Pfarrkirche in Wien-Hetzendorf gesorgt. Auf den „Eklat" nach der Präsentation der Altarbilder von Ernst Fuchs habe Mauer mit einem verteidigenden Aufsatz reagiert.

Die Sonderausstellung „Liebe, Tod und Teufel – Das religiöse Werk von Ernst Fuchs" im Erzbischöflichen Dom- und Diözesanmuseum, 1010 Wien, Stephansplatz 6, Tel. 01 / 51552-3689, ist bis 3. November dienstags bis samstags von 10.00 bis 17.00 Uhr zu sehen.